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Beethoven dirigiert die Premiere seiner Neunten Hören kann er sie nicht mehr

Wien, 7. Mai 1824: Ludwig van Beethoven dirigiert vollständig ertaubt seine Neunte Symphonie. Den rauschenden Applaus, der sein Meisterwerk begrüßt, bekommt er aufgrund seiner Erkrankung nicht mit.

Ludwig van Beethoven. Zeichnung | Bildquelle: picture alliance / Photo12 / Ann Ronan Picture Library

Bildquelle: picture alliance / Photo12 / Ann Ronan Picture Library

Rauschende Klänge im K. und K. Hoftheater in Wien. Am Pult einer, den alle sehen wollen: Ludwig van Beethoven. Im grünen Frack, schwarzen Satinhosen und Schnallenschuhen. In ihm ist alles andere als Freude. Kein Ton dringt an sein Ohr. Nur das Rauschen eines Tinnitus. Beethoven dirigiert taub. "Der neidische Dämon hat meiner Gesundheit einen Streich gespielt, meine Ohren, die sausen und brausen Tag und Nacht fort. Ich bringe mein Leben elend zu." So umschreibt der Komponist seine Situation.

Erstes Dirigat nach sechs Jahren Rückzug

Beethoven lebt isoliert, verbittert, hat Suizidgedanken im Kopf. Im Innersten ist er allein, draußen wird er gefeiert. Er ist Ehrenbürger der Stadt Wien, hat adlige Gönner und Freunde, Bildhauer modellieren seinen Kopf schon zu Lebzeiten. Er aber zieht sich zurück. Erst auf Drängen und Bitten hin lässt er sich darauf ein, sich bei der Uraufführung seiner Neunten Symphonie nach sechs Jahren Rückzug wieder zu zeigen, als Dirigent. "Entziehen sie dem öffentlichen Genusse, entziehen sie dem bedrängten Sinne für Großes und Vollendetes nicht länger die Aufführung der jüngsten Meisterwerke ihrer Hand. Täuschen sie nicht länger die allgemeine Erwartung!" So hatte man ihn gebeten

Der Konzertmeister und sein Assistent retten den Abend

Beethoven kommt und dirigiert taub. Ein Ding der Unmöglichkeit. Mit ungelenken, übertriebenen und grotesk wirkenden Bewegungen versucht er das Orchester zu leiten, den Klang zu kontrollieren. Umsonst. Dass das Konzert nicht im völligen Chaos endet, ist zwei Männern zu verdanken: Konzertmeister Ignaz Schuppanzigh und Assistent Michael Umlauf, der hinter Beethovens Rücken das Konzert leitet. Sie sind die eigentlichen Dirigenten des Abends.

Der Held bleibt allein

Beethoven ist gekommen, um seine neueste Schöpfung persönlich vorzustellen: die neunte Symphonie für Orchester, Chor und Solisten: eine Revolution! So etwas hatte es noch nie gegeben. Die "Freude", die der Chor in den gut besuchten Konzertsaal schmettert, erreicht Beethoven nicht. Genauso wenig wie der Applaus: Erst als die Sopranistin Karoline Unger Beethoven auf den losbrechenden Applaus aufmerksam macht, wendet er sich dem Publikum zu und nimmt die Beifallsbekundungen dankend entgegen. Der Held bleibt inmitten seiner Bewunderer allein.

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Beethoven 9 - Chicago Symphony Orchestra - Riccardo Muti | Bildquelle: Chicago Symphony Orchestra (via YouTube)

Beethoven 9 - Chicago Symphony Orchestra - Riccardo Muti

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Sendung: "Allegro" am 07. Mai 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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