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Louise Alder im Interview "Ich hatte immer den Wunsch zu singen"

Die britische Sopranistin Louise Alder ist zu Gast beim BRSO in München. Im Interview erzählt die Sängerin, warum sie für die Konzerte extra eine neue Sprache lernen musste - und was sie am Operngesang besonders reizt.

Die Sopranistin Louise Alder | Bildquelle: © Gerard Collett

Bildquelle: © Gerard Collett

BR-KLASSIK: Louise Alder, Sie stammen aus London, Ihre Eltern sind Musiker. Zunächst lernten Sie Violine spielen und sind dann zum Gesang übergewechselt. Wann entstand der Wunsch, Sängerin zu werden?

Louise Alder: Ich hatte immer den Wunsch zu singen und ich habe immer gerne in Chören gesungen. Als ich an der Universität von Edinburgh war, habe ich eine wunderbare Lehrerin gehabt. Da dachte ich, ich könnte das beruflich machen. Es war eine ideale Verbindung für mich zwischen Sprache, der Bewegung auf der Bühne und natürlich Gesang.

BR-KLASSIK: Im Opergesang kommt noch mal eine andere Dimension dazu, die Schauspielerei...

Louise Alder: Ja, die Schauspielerei auf der Bühne war sehr interessant für mich. Ich habe in Edinburgh Schauspielunterricht genommen und es gefiel mir sehr.

BR-KLASSIK: Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führen Sie die sehr charmanten, sehr spielerischen Konzertlieder "Chants d'Auvergne" von Joseph Canteloube auf. Und Sie werden auf der Bühne auch ein wenig schauspielen.

Louise Alder: Immer. Ich glaube, Lieder sind einfach Opern, aber in kleinem Format. Es gibt immer eine Geschichte, und man muss die Wörter klar machen, egal, ob sie auf Okzitanisch sind, wie in diesen "Chants d'Auvergne" oder auf Deutsch oder auf Englisch. Es ist sehr nett und sehr komisch, wie diese Volkslieder gestaltet sind. Sie sind einfach das Leben. Es sind alle die Gefühle da, die wir haben.

Lieder sind einfach Opern, aber in kleinem Format.
Louise Alder

BR-KLASSIK: Aber diese Lieder sind auch schwer zu singen. Sie stellen hohe Ansprüche an die Gesangstechnik, richtig?

Louise Alder: Sie sind schwerer zu singen als ich vorher gedacht habe. Ein bisschen wie die Rolle der Sophie in Strauss' "Rosenkavalier". Und dann mit dieser komplizierter Sprache Okzitanisch.

BR-KLASSIK: Eine komplizierte Sprache und eben auch sehr rasche Wechsel im Ausdruck und auch in Tempo...

Louise Alder: Ja, das liebe ich. Der Dirigent Constantinos Carydis macht das unglaublich gut. Er ist für mich ein Genie. Ich habe schon viel mit ihm vorher gearbeitet, aber nur Opern. Er hat immer neue Ideen, an die ich nie gedacht habe.

BR-KLASSIK: Wie haben Sie eigentlich Okzitanisch gelernt? Mit jemanden, der die Sprache spricht?

Louise Alder: Ich habe viele Franzosen und Spanier gefragt, ob sie mir helfen können. Aber alle haben mir abgesagt. Also habe ich mir eine Mischung aus Französisch und Spanisch überlegt und ich habe natürlich mit einem französischen Coach gearbeitet.

Radiotipp: Louise Alder beim BRSO

Die Sopranistin Louise Alder singt Joseph Canteloubes "Chants d'Auvergne", begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: am 1. Dezember 2023 ab 20:00 Uhr in der Münchner Isarphilharmonie. BR-KLASSIK überträgt das Konzert live im Radio.

BR-KLASSIK: Sie sind vor allem als Mozart-Sängerin bekannt geworden. Die "Chants d'Auvergne" sind impressionistisch, ein bisschen spätromantisch. Werden Sie in Zukunft mehr aus diesem Repertoire der Spätromantik singen, auch in der Oper?

Louise Alder: Ja, sehr gerne in der Zukunft! Ich würde gerne ein bisschen mehr französisches Repertoire auf der Bühne singen, Melisande oder ein bisschen Grand Opera oder Gounod zum Beispiel. Oder auch Italienische Oper, Verdi und Donizetti, ja, sehr gerne!

Ich würde gern mehr französisches Repertoire singen.
Louise Alder

BR-KLASSIK: Sie waren mehrere Jahre lang Ensemblemitglied an der Frankfurter Oper. Wie wichtig war diese Erfahrung für Sie?

Louise Alder | Bildquelle: Will Alder Louise Alders Karriere in Deutschland begann an der Frankfurter Oper. | Bildquelle: Will Alder Louise Alder: Frankfurt war mein Anfang im Opernfach, und es war wunderbar. Das Ensemble dort war für mich wie eine Familie. Und natürlich waren die Partien super. Wenn ich in England geblieben wäre, wäre es nie so interessant und nie so vielfältig gewesen. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.

BR-KLASSIK: Die Abwechslung im Repertoire ist an so einem Haus natürlich größer als an Häusern, wo "Stagione" gespielt wird...

Louise Alder: Natürlich. In England haben wir das gar nicht. Deshalb war es für mich in Deutschland eine andere Welt.

Ich habe so viele wunderbare Dinge zu sagen über meine Frankfurter Jahre.
Louise Alder

BR-KLASSIK: Haben Sie sich Deutschland bewusst ausgesucht? Oder hat sich das zufällig ergeben?

Louise Alder: Ich habe an einem Gesangswettbewerb teilgenommen, und der Intendant von Frankfurt war da und hat mich gefragt, ob ich in Frankfurt vorsingen möchte. Ich habe zugestimmt. Er hat mir dann einen Platz gegeben. Ich habe so viele wunderbare Dinge zu sagen über meine Frankfurter Jahre.

BR-KLASSIK: Louise Alder, herzlichen Dank für das Gespräch!

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